Assistenzhundetrainersuche: Mitunter nicht einfach.

Lange bevor ich überhaupt geplant und auf der Welt war, hatte mein Hundemensch Kontakt mit Trainern und größeren Vereinen Kontakt aufgenommen, die Assistenzhunde ausbilden. Hier in meiner Stadt hatte sie damals niemanden gefunden, aber etwas weiter entfernt gab es zwei Stellen die in Frage kamen. Beide hörten sich nach dem ersten Kontakt okay an, also hat sie sich eine der beiden genauer angesehen und ausgewählt. Nachdem die Auswahl also geklärt war, konnte der Antrag an den Fonds der Bundesregierung geschrieben werden, welcher Stiftungsgelder für ergänzende Hilfesysteme für Menschen zur Verfügung stellt, die Opfer von Gewalt wurden. Dann hieß es warten: Lange 13 Monate wusste mein Hundemensch nicht, wie über den Antrag entschieden werden würde und in welchem Umfang. Dann kam der lange ersehnte Brief mit dem positiven Bescheid und einem Budget mit dem gestartet werden konnte. Bis zu der Benachrichtigung hatte der Hundemensch sich nicht wesentlich gekümmert, weil sie Bedenken hatte, das es nicht klappen würde. Nun konnte konkret geschaut werden. Dabei wurde ihr klar, dass es ein größeres Vorhaben werden würde als angenommen. Eigentlich fast logisch, wenn sie sich vorher nicht zu weit ins Detail traute, als das abstecken der Rahmenbedingungen für einen eigenen Hund mit besonderen Aufgaben: Helfen im Alltag bei etlichen Lebenseinschränkungen.
In der Zwischenzeit hatte sich einiges im Assistenzhundeausbildungsbereich getan, merkte mein Hundemensch beim wiedereinlesen. Einige hatten den Markt „für sich“ entdeckt. Neu entstanden war ein spezieller Ausbildungsweg zum Assistenzhundetrainer, wo Wert auf die Vermittlung von Fachkenntnissen im Spezialtraining und die Schulung für den Kundenkreis gelegt wird. Daneben gibt es eine Handvoll Menschen, die sich viel selber erarbeitet haben und ein gutes Händchen in der Hundeausbildung haben.
Natürlich auch jene die aufs schnelle Geld aus sind und deren Methoden für den Hund nicht immer durchweg angenehm. Einige trainieren seit 30 Jahren Hunde, die „wissen“ wie es geht. Da besteht beispielsweise „kein großer Unterschied“ wenn sie Assistenzhunde ausbilden. Mitunter führen Zwang, Unterdrückung oder auch mal 30 Stunden nix zu beißen für den Hund schneller zum gewollten Ziel.
Aber: Wir reden von Tieren, die Freude bei der Arbeit haben sollen! (?) Nicht von jenen, die Aufgaben erfüllen, aber nur weil sie anfangs lernten das es sonst nicht angenehm wird.
Spricht man Ausbilder direkt an, werden die Hund natürlich NUR POSTIV trainiert. Mein Hundemensch hatte solch ein Telefonat und erfuhr später von gegenteiligen Methoden derselben Ausbildungsstelle und lernte Teams kennen, die gute Gründe hatten dort wegzugehen: Von positivem lernen bellt von denen heute keiner, denn heute müssen die Teams zusehen, das sie die vorhanden Folgen (Hauptsächlich entstanden durch die Lerninhalte der Trainerstätte) aus den Hunden wieder heraus bekommen und die Tiere Spaß beim lernen empfinden. Mein Hundemensch dachte: Echt schlimm und gut, das wir dort nicht gelandet sind.
Gut, das unsere Trainerinnen allesamt bisher nicht dazugehörten.
Allerdings konnte die erste auserwählte Assistenzhundetrainerin uns praktisch nicht passend im Umgang mit unsere Form der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung begleiten. Es klappte einfach auf bestimmten Ebenen nicht, weil die Fachkompetenz in Form von spezieller Ausbildung in dem Bereich von Komplextrauma nicht ausreichend vorhanden war. Dieses Beispiel zeigt deutlich das nicht immer eine gute Menschenkenntnis bei einigen Personenkreisen ausreicht! Mein Frauchen hatte anfangs ein Bauchgefühl das in diese Richtung ging, aber manchmal irrt das Gefühl und es kommt zu positiven Wendungen. Wir hätten uns gewünscht es würde gehen, aber bevor alle richtig mit mir zu lernen anfingen, überforderte uns der Kontakt bereits zu sehr, dass wir uns auf die Suche nach einer neuen Trainingsstelle mache mussten.

Jetzt waren Frauchen und ich trainerlos! Zu der Zeit lebte ich bereits drei Wochen bei meinem Hundemenschen zuhause und die bekam akuten Stress mit dem Wissen alleine dazustehen: Die ersten frühen Wochen sind bei Hunden entscheidend, weil dann lernen wir super gut und da ich der erste Hund für meinen Hundemensch bin und dementsprechend die Erfahrung fehlte, war die Angst da, in der Hundeerziehung nun gravierende Fehler einzubauen. Mit der Züchterin wo ich geboren wurde, stehen wir bis heute in Kontakt dorthin kann mein Hundemensch sich mit Fragen und Anliegen wenden.
Mein Frauchen suchte gefühlsmäßig die Nadel im Heuhaufen. Sie telefonierte sogar mit zwei weit entfernten bekannten Assistenzhundetrainerstellen, die auch Außenstellen in der Nähe haben. Unterm Strich kam nur ein persönliche Kontakt zustande, aber auch nur weil man in der Nähe wohnte und gegenseitig bereits klar hatte, das auf Trainerseite (noch) zu wenig spezialisierte Erfahrung (für meine Erkrankung) vorhanden war. Was während der Ausbildung vor allem im Live-Training wichtig ist. Es gibt nicht ärgerlicheres, als zu Dekompentsieren und währenddessen dunkel mitzubekommen, das ein Helfer/in einen unsicheren und ratlosen Eindruck vermittelt. Nochmal wollten wir uns nicht auf Unwissenheit einlassen oder gar quasi die Ausbilder gratis in unserem Krankheitsbild ausbilden, aber im Gegenzug den vollen Preis für das Hundetraining bezahlen.
Die andere Trainerin in der Nähe, erwies sich als grob unzuverlässig und konnte zwei von drei vereinbarte Telefontermine nicht aufrechterhalten, bzw. meldete sich beim dritten Termin nicht mal. Danach hat mein Hundemensch auch keine Zeit mehr investieren wollen deren Chefin eine Rückmeldung dazu zu geben. Ressourcen sparen. Also: weitersuchen…
Eher zufällig wurden wir bei unserer Internetsuche an den Verein Lichtblicke verwiesen, deren Vorsitzender den Hinweis gab, dass es einen neuen speziellen Ausbildungsweg zum Assistenzhundetrainer (ATN) gibt.
Er stellte den Kontakt zu einer Frau her, die unter den ersten Teilnehmern dieser Ausbildung erfolgreich dabei gewesen ist und sich mit den beiden Schwerpunkten selbständig gemacht hat, die mein Frauchen zufällig benötigt. Der Kontakt kam schnell zustande und ein erstes Treffen wurde vereinbart.
Nach dem persönlichen Gespräch oder besser gebellt schon währenddessen, passte das Bauchgefühl vom Hundemensch und mir. Die Frau konnte Hündisch lesen und anwenden, sondern hatte ( nach ihren Aussagen) nicht nur theoretisch Erfahrung von der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung, bzw. den Folgeschädigungen vorliegen welche durch die massive Gewalt bei meinem Hundemensch entstanden sind. Trotz des positiven Gesprächs wurde eine Nacht darüber geschlafen… und dann haben wir sie zur Ausbildung engagiert und sind bis heute froh um diese Entscheidung! Unsere Erfahrungen, Fortschritte und Erlebnisse belle ich euch regelmäßig entgegen, wie ihr ja wisst.
Jetzt fehlte noch die Trainerin für die Grunderziehung. Ich hatte auch anfangs keine Ahnung wozu das jetzt noch sein muss und warum die Assistenzhundetrainerin das nicht mitmacht. Also Grundbenehmen sollte jeder ordentliche Hund als Basis an den Tag legen (Praktisch habe ich auf einigen Spaziergängen Hunde gesehen, die das bei weitem nicht haben. Oder ich habe fleißiger bei Jenny und meinem Hundemensch aufgepasst). Dazu gehören Sitz, Platz, weiter und vieles mehr. Wie geht man an der lockeren Leine? Auch ohne Leine in der Nähe bleiben oder schnell zurückkommen, wenn ich gerufen werde. Anspringen von anderen Menschen ist nicht erwünscht, denn dann können die umfallen und sich wehtun. Wie bleibe ich entspannt oder mit welchen Mitteln lerne ich entspannter in spannenden Situationen zu sein. Für alle diese Themen haben wir Jenny gefunden, die wir auf Anhieb sympathisch fanden. Sie wohnt viel näher als die Assistenzhundetrainerin und kann hunde-menschen gut erklären. Wir verstehen sehr schnell, was sie uns vermitteln möchte und ist eine ernst zu nehmende Lehrerin. Jedes Mal überprüft sie die Hausaufgaben und Übungen und schaut praktisch, ob sich keine Fehler bei der Durchführung eingeschlichen haben. Sie kann auch prima ganz leckere Hundekekse backen! Wuff, das musste ich jetzt schreiben, ja-wau! Mit meinem Training hat das schließlich direkt zu tun. Ohne Kekse und co. ist wenig Hunde-lernen machbar. Irgendwie… finde ich.

Nach dem Trainerwechsel und den ersten gelungenen Stunden war noch ein anderes großes Problemfeld zu Regeln: Die Finanzierung. Das Stiftungsgeld war an die anfangs eingereichte Trainingsstätte gebunden. Mit Änderung der Trainerstätte floss also kein Geld an die neue Stelle. Nachdem dem Fonds der Bunderegierung mitgeteilt wurde, dass ein Wechsel notwendig war musste neu entschieden werden. Bis dahin war kein Geld da. Das dauerte 3,5 Monate. Für meinen Hundemenschen eine schwer auszuhaltende Situation: Sie leiht sich quasi niemals Geld oder nur in der allergrößten Not. Von der kleinen Erwerbsunfähigkeitsrente ist ein ansparen (vor allem Hund) nicht möglich. Wir sahen es zwangsweise sportlich und gingen von einem positiven Bescheid aus, welcher schlussendlich auch kam. Bis dahin machten die Trainerin das Angebot, mit den Rechnungen zu warten. Lieben Dank nochmals herzlichst an dieser Stelle für diese Möglichkeit! Nun kam vor ein paar Tagen die erfreuliche Nachricht, das der Fonds dem Wechsel zugestimmt hat. Jetzt freuen sich die Betriebskostenkonten umso mehr.

Ein großteil der Ausbildungskosten ist gedeckt. Wir sind für den Rest der Kosten noch auf Spendensuche. Nun ist der Hundemensch entspannter. Eine Baustelle mehr ist mit einem Haken versehen und wir können uns auf das Wesentliche des Trainings konzentrieren.

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Autor: Assistenzhundeleben

Ich werde als Assistenzhund ausgebildet, um bei den vorhanden Einschränkungen meines Menschen unterstützend und stärkend zur Seite zu stehen.

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